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Salamitaktik in Zug: Das Risiko von Übertrittsprüfungen

Leserbrief in der Zuger Zeitung vom 13.6.2024 erschienen

Zur geplanten Wiedereinführung der Kantiprüfung im Kanton Zug

Textversion

Barbara Kurth-Weimer, ehemalige Präsidentin Lehrerinnen- und Lehrerverein Zug, Zug

Die von Regierungsrat und Bildungsrat vorgeschlagene Einführung einer Übertrittsprüfung für das Langzeitgymnasium im Kanton Zug ist widersprüchlich und irreführend. Auf der einen Seite soll diese Massnahme das duale Bildungssystem stärken, indem sie Schülerinnen und Schüler von der Gymnasiallaufbahn abhält und sie dazu ermutigt, den Weg über die Sekundarstufe zu einer Berufslehre zu wählen. Auf der anderen Seite versichern die Befürworter, dass der Zuger Ansatz sich von anderen Kantonen, wie Zürich, unterscheidet, indem er nach der Sekundarstufe einen prüfungsfreien Übertritt ins Gymnasium ermöglicht.
Dieser offensichtliche Widerspruch schwächt das Argument für die Prüfung erheblich: Wenn der Übertritt nach der Sekundarstufe weiterhin prüfungsfrei bleibt, bleibt fraglich, ob der Anreiz, eine Lehre zu beginnen, wirklich gestärkt wird. Zudem bleibt es fraglich, wie dauerhaft der prüfungsfreie Übertritt nach der Sek wirklich gewährleistet ist, falls die Maturitätsquote nicht wie erhofft sinkt. Es besteht das Risiko, dass diese Politik nur der Beginn einer Salamitaktik ist, bei der schrittweise immer restriktivere Massnahmen eingeführt werden, um den Zugang der Zuger Schülerinnen und Schüler ins Gymnasium unnötig zu erschweren.

Des Weiteren ist zu bedenken, dass solche Prüfungen nicht nur den Druck auf Schülerinnen und Schüler massiv erhöhen, sondern auch ein florierendes Geschäft für Nachhilfeanbieter und Privatschulen darstellen. Diese Institutionen profitieren von der Angst der Eltern und Schülerinnen und Schüler vor dem Nichtbestehen der Prüfung, was zu einer Zunahme von Nachhilfestunden und der Inanspruchnahme privater Bildungsangebote führt. Dies schwächt die Bildungschancen weiter und benachteiligt diejenigen, die sich solche zusätzlichen Bildungsressourcen nicht leisten können.

Die Argumentation, dass eine Übertrittsprüfung das duale Bildungssystem stärken würde, ist daher kaum haltbar. Es gibt keinen klaren Beweis dafür, dass durch die Einführung solcher Prüfungen tatsächlich mehr Jugendliche eine Berufslehre anstreben würden. Stattdessen riskieren wir, ein bewährtes Bildungssystem zu destabilisieren. Denn wir haben im Kanton Zug ein funktionierendes Übertrittsverfahren, das den unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten unserer Kinder gerecht wird. Statt ohne Not Experimente vorzunehmen, die das Risiko bergen, unser Bildungssystem und damit die Zukunft unserer Kinder zu gefährden, sollten wir dieses bewährte System beibehalten.